Das Gebäude wurde in zwei Phasen erbaut: das Erdgeschoß in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der erste Stock in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des darauffolgenden Jahrhunderts. Auf Straßenniveau gelangte man in zwei große Räume mit Sterngewölbe und vier großen Kaminen, die zur Verarbeitung der Landwirtschaftsprodukte bestimmt waren. Dann wurde ein Raum mit Toilette dazugebaut, der als Gästeunterkunft diente und unter anderem Marco Buratti, den letzten Verwalter des Landwirtschftsbetriebes De Viti De Marco, beherbergte. Auch Adele Rossi empfing man dort, Frau des Philosophen Benedetto Croce und Freundin von Donna Carolina, Schwester des großen Wirtschaftswissenschaftlers Antonio De Viti De Marco: er war es, der zu Ende des 19. Jahrhunderts die Seidenraupenzucht in Casamassella begann.
Um die Geschichte der Filanda zu verfolgen, sind die Archive der Stiftung Le Costantine besonders “wertvoll”, in der einige Rechnungsbücher der Familie De Viti De Marco aufbewahrt sind.
Um die Jahrhundertwende wollte man das Gebäude für den Produktionszyklus der Seidenraupenzucht um weitere Räume vergrößern. Der erste Stock wurde gebaut und das ganze Gebäude zu einer Spinnerei gemacht. Während des ersten Weltkrieges benutzten die Engländer einen Teil des Gebäudes als Stützpunkt für die Militärlager in Otranto: das bezeugt das Klostergewölbe eines Raumes im ersten Stock, in typisch angelsächsischer Bauweise aus kleinen roten Ziegeln errichtet. In den folgenden Jahren diente das Gebäude als Tabakfabrik, als Lebensmittellager, und um 1940 wurde ein Teil davon ein Jahrzehnt lang als Volksschule benutzt. Nach Antonios Tod erbte es James De Viti De Marco, sein Sohn und der letzte Marquis von Casamassella. Als er Anfang der 60er Jahre starb, begann der wirtschaftliche Abstieg der Familie und der Verlust ihres Immobilienbesitzes: das Gebäude wurde aufgeteilt und an vier neue Besitzer verkauft.
Zwischen 1962 und 1968 wurde ein Teil des Erdgeschoßes zu einer Werkstatt, in der auf Webstühlen handgewebt wurde, eine Kunst, die bereits seit dem ersten Weltkrieg unter den örtlichen Bäuerinnen verbreitet war und unter der Leitung Donna Carolina De Viti De Marcos und ihrer Tochter Giulia Starace zu organisierter Arbeit wurde, die den Frauen des Dorfes Einkommen und Selbstbewußtsein verschaffte.
Nach so vielen Jahren ist La Filanda heute wieder in einer Hand, Arbeitsplatz, Privatraum und ein Ort ausgezeichneter salentinischer Gastfreundschaft. Eine charmante Unterkunft nahe bei Otranto, der ideale Ort, um entspannte Ferien im Salento zu verbringen.